Muttertag und Muttersprache

Es ist Muttertag – eine gute Gelegenheit sich mit dem Begriff “Muttersprache” einmal auseinanderzusetzen. Danke für eure Arbeit, liebe Mütter.

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In einigen Ländern (u.a. in den USA, Deutschland, Island, Aruba, Äthiopien, Bangladesch, Japan, Chile, Albanien, Tschechien, der Türkei, …) ist heute, am 8. Mai 2022, Muttertag. Dieser Tag soll Mütter und die Mutterschaft ehren und vor allem heutzutage ihre Leistungen und Fürsorgearbeiten anerkennen. 

In einem Unternehmen wie alugha, das mit Sprache arbeitet, assoziieren wir schnell das Wort “Mutter” mit dem der “Muttersprache”. 

Es gab auch Mitarbeitende mit Migrationshintergrund, die direkt erzählten, dass sie ihre Muttersprache ausschließlich mit ihren Müttern sprechen, und eine andere bei der Arbeit und in ihrem täglichen Leben. 

Die Besonderheit der Muttersprache

Die Muttersprache ist etwas Besonderes. Anders als Fremdsprachen, die wir im Laufe unseres Lebens erlernt haben, vollzieht sich ihr Erwerb scheinbar mühelos, “instinktiver”. Man geht davon aus, dass die Sprachfähigkeit der Kinder angeboren ist. Allerdings sind diese auf den sprachlichen Input einer oder mehreren Personen angewiesen. In der Sprachwissenschaft gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, wie genau sich der Erstspracherwerb vollzieht, und welche Rolle dem sprachlichen Input zugeschrieben wird. Allerdings wird in jedem Fall die Mutter als Referenz für den Input genommen und in sprachwissenschaftlichen Experimenten ist sie ebenfalls mit dem Kind anwesend. 

Muttersprache – ein umstrittener Begriff

Muttersprache?, denkst du dir jetzt vielleicht. Warum heißt es Muttersprache? Gibt es eine Vatersprache? Ich bin mit meinem Vater alleine aufgewachsen, habe ich deshalb eine Vatersprache? 

Der Begriff “Muttersprache” ist tatsächlich nicht unumstritten – nicht nur aus den oben genannten Gründen. Auch Väter dürfen mit an sprachwissenschaftlichen Experimenten teilnehmen. 

Die Schriftstellerin Olga Grjasnowa illustriert die Problematik dieses Begriffes sehr anschaulich: Von ihren Eltern bekam sie Russisch beigebracht und im Grundschulalter lernte sie Deutsch. Die deutsche Sprache beherrscht sie inzwischen besser als die russische. Welche Sprache ist nun ihre Muttersprache? – Olga Grjasnowas Geschichte beschreibt das Problem, dass der Begriff “Muttersprache” auch mit der Kompetenz einer Sprache einhergeht. Akzente (oder auch Dialekte) werden als “von der Norm abweichend” betrachtet und Menschen aufgrund dessen oftmals stigmatisiert. Olga Grjasnowa berichtete außerdem, dass ihr in ihrer Schulzeit Lehrkräfte eine schlechtere Deutschnote gaben, weil sie mit einem Akzent sprach. Dies ist äußerst problematisch, da Akzente nur ein kleiner Teil eines gesamten Sprachsystems ausmachen. 

Auch in den Philologien ist der Begriff der Muttersprache nicht immer passend. In der Übersetzungswissenschaft werden daher Begriffe wie Sprache A, Sprache B, Sprache C, … bevorzugt. In der Spracherwerbsforschung findet man auch den Begriff “Erstsprache” oder L1. Eine später erworbene Sprache wird dann als L2 bezeichnet. Ein Kind kann mehrere L1 haben, zum Beispiel durch jeweils einen Elternteil mit einer anderen L1.

Mehrsprachigkeit ist ein häufiges Phänomen

Global betrachtet sind die meisten Menschen mehrsprachig. Monolingual ist nur eine sehr mächtige Minderheit. Allerdings wachsen oft auch monolinguale Sprecher:innen mit einem Dialekt auf und es wird von einigen Linguist:innen angenommen, dass hierfür mehrere mentale Sprachsysteme existieren. 

Bei alugha schätzen wir alle Sprachen und Dialekte wert. Möchtest du heute dein mehrsprachiges Projekt teilen? Hast du mehrere “Muttersprachen”? Wie findest du diesen Begriff?

Das alugha-Team grüßt heute besonders alle Mütter

#alugha

#wespeakearthish

#multilingual

Quellen:

https://furios-campus.de/2021/11/29/die-macht-der-muttersprache/ (08.04.2022, 08:20)

https://www.uni-frankfurt.de/49012791/KiTa_aktuell_0420111.pdf (08.04.2022, 08:19)

Olga Grjasnowa: Die Macht der Mehrsprachigkeit. Duden Verlag. 2021

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