Wir feiern das kyrillische Alphabet

In Bulgarien und Mazedonien wird heute der Tag der kyrillischen Schrift gefeiert. Was hat es mit diesem Alphabet auf sich? Welche Sprachen werden in diesem Alphabet geschrieben? – Eine Zusammenfassung.

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Unsere globalisierte Welt ist sehr vom Englischen und somit vom lateinischen Alphabet geprägt. Daneben gibt es aber eine enorme Anzahl weiterer Alphabete. Eines davon ist das kyrillische, das wir uns zu seinem Ehrentag einmal anschauen wollen. 

Das kyrillische Alphabet

Das kyrillische Alphabet hat die meisten Buchstaben aus dem byzantinischen griechischen Alphabet übernommen hat. Für Laute, die es im Griechischen nicht gibt, wurden Laute aus der glagolitischen Schrift zugrunde gelegt. 

Kyrill und Method

Es waren einmal zwei Brüder namens Kyrill (ursprünglich Konstantin) (826–869)  und Method (815-885). Diese waren byzantinische Gelehrte und Priester, die gemeinsam slawische Völker christlich missionierten. Ihre Schüler setzten die Missionsarbeit fort. Den Brüdern wird die Entwicklung der ersten Schrift für die altslawische Sprache, das glagolitische Alphabet, zugeschrieben, das auch ins kyrillische Alphabet Einzug fand. Diese Urheberschaft ist jedoch sehr umstritten. Man geht jedoch davon aus, dass das kyrillische Alphabet nach Kyrill von Saloniki benannt ist. Das Alphabet wird in keiner mittelalterlichen Quelle als “kyrillisch” bezeichnet. 

Die ältesten kyrillischen Schriften

Als das älteste Werk in kyrillischer Schrift gilt das Werk des Konstantin von Preslaw, der ein Schüler Methods war. 

Eine der ersten kyrillischen Steininschriften findet man auf dem Grab der Ana, der jüngsten Tochter des bulgarischen Herrschers Boris I (852-889). 

Weitere Entwicklung

Die ursprünglich einheitliche Schrift hat in den verschiedenen Sprachen eine unterschiedliche Entwicklung genommen. Die erste Reform findet sich im Kirchenslawischen wieder und ein großes Inventar der kyrillischen Buchstaben von einst, existiert nun nicht mehr. Im Jahr 1708 führte Peter der Große zahlreiche Reformen im russischen Zarenreich durch, unter anderem auch in Bezug auf die Schrift, die vereinfacht wurde und optisch an die lateinische Schrift angepasst. Im Gegensatz zum Kirchenslawischen wurde diese Schrift Bürgerliche Schrift genannt, die zur normativen Orthographie der russischen Sprache wurde. Unter russischem Einfluss fand auch in Ländern außerhalb des russischen Reiches die neue Schrift Einzug. 

Im 19. Jahrhundert wurden auch das Bulgarische und das Serbische normiert. Die bulgarische Kyrilliza orientierte sich stark am Russischen, während die Serbische Kyrilliza radikal reformiert wurde, sodass eine konsequent phonologische Schreibweise des Serbischen möglich war. 

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die kyrillische Orthographie des Ukrainischen und Belarussichen einheitlich reformiert. Während des zweiten Weltktriegs wurde das Mazedonische ebenfalls orthographisch normiert. Das Rumänische hingegen, das seit dem 16. Jahrhundert im kyrillischen Alphabet geschrieben wurde, wurde 1865 das lateinische Alphabet eingeführt.

Eine weitere Rechtschreibreform des Russischen erfolgte im Jahre 1918, bei der einige nicht mehr gebrauchte Buchstaben, herausfielen. Eine ähnliche Reform erfolgte für das Bulgarische nach dem 2. Weltkrieg. 

Bereits zu Zeiten des russischen Zarenreiches wurde sich darum bemüht, das kyrillische Alphabet in verschiedenen Sprachen zu etablieren. Allerdings wurde später dann in der sowjetischen Zeit sich zunächst darum bemüht das lateinische Alphabet für die Sprachen zu  etablieren, die bis dato noch nicht verschriftet waren oder das arabische oder mongolische Alphabet verwendeten (Jene galten nach offiziellen Angaben als rückschrittlich). Dennoch wurden Ende des 1930er Jahre in ebendiesen Sprachen die Kyrilliza eingeführt. Ausgenommen waren das Arabische, das Georgische mit jeweils traditionellen Schriften, sowie die Sprachen der baltischen Republiken, die das lateinische Alphabet beibehielten. 

Sprachen, die heute noch das kyrillische Alphabet verwenden – eine Auswahl

  • Slawische Sprachen wie Belarussisch, Bulgarisch, Russisch, Kirchenslawisch, Mazedonisch, Serbisch, Montenegrinisch, Ukrainisch

  • Turksprachen wie Baschkirisch, Kasachisch, Kirgisisch, Uigurisch

  • Mongolische Sprachen wie Burjatisch und Mongolisch

  • In Transnistrien auch das romanische Moldauisch

  • weitere Sprachen

Transkripte und Transliterationen

Im Zeitalter des Internets kennt die URL oft nur lateinische Schriftzeichen ohne Diakritika. Eine Transliteration kann helfen etwa kyrillische Schriftzeichen umzuschreiben. Unsere alugha-Transkripte sind in verschiedenen Alphabeten vorhanden. 

Alphabet-Reformen und mögliche Problematiken

Es gibt viele Sprachen, in denen die Alphabete des Öfteren ausgetauscht wurden. Ein Beispiel dafür ist das Aserbaidschanische. Im Mittelalter wurde das arabische Alphabet verwendet, ab 1929 das lateinische, 1938 dann das kyrillische und 1991/92 dann wieder das lateinische. Gründe dafür sind hier nicht sprachwissenschaftlicher, sondern politischer Natur. Dies hat zur Folge, dass die Bevölkerung die alten aserbaidschanischen Texte nicht mehr lesen kann und somit ein Stück Kultur und ein gewisser Wissensschatz verloren geht. Im Iran, wo ebenfalls aserbaidschanischsprachige Menschen leben, wurde zudem noch das perso-arabische Alphabet beibehalten. 

Heute feiern wie das kyrillische Alphabet. In welchem Alphabet wird deine Sprache geschrieben?

Dein alugha-Team

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#wespeakearthish

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Quellen:

Olga Grjasnowa: Die Macht der Mehrsprachigkeit. Duden Verlag. 2021

https://blog.hrz.tu-chemnitz.de/bibo/2012/05/24/24-mai-tag-der-kyrillischen-schrift/ (24.05.2022, 10:23)

https://de.wikipedia.org/wiki/Kyrillisches_Alphabet (24.05.2022, 10:23)

https://de.wikipedia.org/wiki/Kyrill_und_Method (24.05.2022, 10:22)

 

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