Die fünf Herrschaftstechniken

Die norwegische Sozialpsychologin Berit As hat 1979 die fünf Herrschaftstechniken formuliert. Diese Techniken zu kennen und damit zu enttarnen, wenn sie angewendet werden, nimmt ihnen die Wirkungskraft. Deshalb bringe ich euch heute diese fünf Herrschaftstechniken näher.

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Die norwegische Sozialpsychologin Berit As hat 1979 die fünf Herrschaftstechniken formuliert. Diese Techniken sind nach ihrer Aussage treffender als die "5 male master suppression techniques" (5 männliche Unterdrückungstechniken) bezeichnet. Obwohl Frau As die Techniken mit Blick auf die Beziehung zwischen Mann und Frau formuliert hat, können sie auf jeden Fall angewendet werden, in dem eine Partei aufgrund von Vorurteilen nicht genügend beachtet wird. Diese Techniken zu kennen und damit zu enttarnen, wenn sie angewendet werden, nimmt ihnen die Wirkungskraft. In unserer Gesellschaft sind diese Techniken zum Teil tief verwurzelt. Wir haben sie alle schon angewendet - in der einen oder anderen Form. Deshalb bringe ich euch heute diese fünf Herrschaftstechniken näher.

Unsichtbar machen

Unsichtbar machen tritt ein, wenn die Aussage oder Tat einer Person einfach kommentarlos übergangen wird. Als hätte sie nie stattgefunden, oder als wäre die Person nicht anwesend. Diese Technik soll der ignorierten Person suggerieren, dass ihre Mitteilung unwichtig sei. Dies ist eine starke Technik, da die übergangene Person dadurch verunsichert wird und die Hemmung, ihre Stimme nochmal zu erheben, groß ist.

Allerdings sollte man genau das tun! Wenn dir jemand mit Absicht nicht zuhört, werde ruhig mal lauter. Natürlich sollte man nicht gleich schreien, aber schaffe dir Gehör und wiederhole deine Aussage mit Nachdruck. Spreche dein Gegenüber direkt an und sage bestimmt: "Wie ich eben gesagt habe, …".

Lächerlich machen

In dieser Kategorie finden sich in unserer Gesellschaft besonders viele Beispiele. Stereotypen und Klischees fallen darunter. Wer hat nicht schon Blondinen-Witze erzählt, sich über Frauen am Steuer lustig gemacht, oder das Ablehnen einer Handlung von einem Mann mit Hühnergackern quittiert? Hier ist es nun schwierig, souverän seinen Standpunkt zu verdeutlichen, denn auf die nächste Aussage kann auch der nächste Witz folgen. Man kann selbst darüber lachen, riskiert allerdings, dass das Thema damit nicht mehr ernst genommen wird. Wenn man den Ernst seiner Aussage betont, kann man schnell als Spielverderber gelten und die Sympathiepunkte gehen an die Partei, die vorher den Witz gemacht hatte. Egal wie, man sollte Haltung bewahren! Je nach Situation vielleicht mitlachen, aber gleich klar stellen, dass man die Aussage ernst gemeint hat, ohne beleidigt zu wirken. Gar nicht so einfach!

Informationen zurückhalten

Informationen zurückzuhalten muss nicht mit Absicht passieren. Es kommt häufig vor, wenn ein Großteil eines Teams nach der Arbeit noch etwas unternimmt und währenddessen über die Arbeit spricht. Teammitglieder, die nicht anwesend sind, können ihre Meinung nicht äußern und wenn am nächsten Tag eine Entscheidung getroffen wird, haben diese Personen nicht die Fülle an Informationen, die die anderen haben. Doch wenn einem klar wird, dass am Abend zuvor Dinge besprochen wurde, die nun die Arbeit beeinflussen, sollte man diese Informationen einfordern. Selbstverständlich könnten die Kollegen die Informationen dennoch für sich behalten, aber man hat es wenigstens versucht.

 

 

Schuld aus jedem Blickwinkel zuweisen

Das ist das typische Dilemma von Müttern. Die Entscheidung für Karriere oder Kind wird, egal wie sie fällt, verurteilt. Die Frau ist entweder eine Rabenmutter oder vernachlässigt ihren Job. Eine Frau, die Kind und Beruf unter einen Hut bringen möchte, muss sich doppelter Kritik im Alltag stellen. Im privaten Umfeld wird sie verurteilt, weil sie das Kind früher und/oder länger in die Kita gibt oder die Großmutter viel auf das Kind aufpassen muss. Bei der Arbeit schafft eine Mutter, die auch für ihr Kind da sein möchte, es kaum, die Leistung ihrer Kollegen zu erbringen, da Überstunden und Sondereinsätze schwer zu bewältigen sind.

Hinzu kommt, dass auch der Anspruch an Haushalt und Optik an Frauen sehr hoch ist. Wer Zuhause die Staubflusen unter dem Bett hat, ist keine gute Hausfrau. Am besten sollte auch jeden Tag frisch gekocht werden und die Haare sollten sitzen. In den Medien wird suggeriert, dass all das ein Kinderspiel ist und der Norm entspricht. In der Realität ist es allerdings die absolute Ausnahme.

Bei Männern ist diese Doppelkritik eher selten, denn schließlich muss ein Mann viel arbeiten, um die Familie zu versorgen. Und ein Vater, der ein Mal die Woche früher nach Hause geht, um für die Kinder da zu sein, wird eher bewundert, als belächelt.

Schuld unterstellen und beschämen

Oft hört man von Gewaltopfern (egal ob körperliche oder psychische Gewalt), sie hätten sich nach dem Angriff geschämt. Ob es nun den Mann betrifft, der nach einem Überfall Angst hat diesen zuzugeben, um nicht als Schwächling zu gelten, oder die Frau, die nach der Vergewaltigung Angst hat beschuldigt zu werden, sich zu sexy angezogen zu haben. Diese Form der Unterdrückung ist besonders absurd. Das Opfer muss nicht nur damit klar kommen, dass die Privatsphäre verletzt wurde, sondern es wird ihm eine Teilschuld unterstellt, die meist völlig unbegründet ist. Diese Form der Herrschaftstechnik ist nicht einfach zu begreifen und hängt stark von der individuellen Situation ab. Ebenso kann man sich nur schwer dagegen wehren.

Wie viele dieser Herrschaftstechniken hast du bereits angewandt? Es ist nicht nur wichtig sie zu kennen, um sie abzuwehren, sondern auch um sie gar nicht erst anzuwenden. Aber dieser Falle kannst du in Zukunft entgehen!

 

Danke für eure Zeit!

Eure Helena

 

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