Mehrsprachig aufwachsen - definitiv ein Vorteil

Kinder, die während ihrer Kindheit mit mehreren Sprachen in Kontakt kommen, sind sozial empathischer und lernen neben einer Fremdsprache auch eine weitere Kultur kennen.

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Ich selbst bin Kind von Einwanderern und zweisprachig aufgewachsen. Zuhause wurde nur die Muttersprache meiner Eltern gesprochen, da besonders meine Mutter mir kein falsches Deutsch - da sie es selbst noch lernte - beibringen wollte. Meine Eltern haben völlig richtig gehandelt. Schließlich haben mein Bruder und ich korrektes Deutsch im Kindergarten und in der Schule gelernt. Wir waren beide der deutschen Sprache in so hohem Maße ausgesetzt, dass wir diese als Muttersprache betrachten. Wir beherrschen sie sicher in Aussprache und Grammatik und verfügen über einen sehr großen Wortschatz. Selbes lässt sich nicht über unsere eigentliche Muttersprache sagen, da wir sie ausschließlich Zuhause gehört und gesprochen haben.

Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, haben deutlich bessere soziale Fähigkeiten. Bei einem Experiment an der University of Chicago mussten Kinder auf Anweisungen von Erwachsenen reagieren. Die Gruppe bestand aus 24 monolingualen Kindern, 24 Kindern, die Fremdsprachen ausgesetzt waren, sie aber nicht selbst anwendeten und 24 Kindern, die zwei Sprachen beherrschten. Die Kinder standen auf einer Seite eines Regals mit verschiedenen Objekten darin, z. B. einem kleinen, mittelgroßen und großen Auto. Von der anderen Seite war das Regal zum Teil verdeckt, sodass der Erwachsene nur das mittelgroße und große Auto sehen konnte. Die Kinder wussten, dass die Erwachsenen nicht alles sehen konnten, da sie die andere Seite zuvor gesehen hatten. Nun wurden die Kinder u. a. gebeten das kleine Auto zu bewegen, welches aus Sicht des Erwachsenen allerdings das mittelgroße Auto war. Bei den monolingualen Kindern haben nur 50 % die Anweisungen richtig befolgt, bei den beiden anderen Gruppen waren es 76 % und 77 % korrekte Handlungen.

Kinder in einem mehrsprachigen Umfeld unterscheiden Situationen und Personen in Verbindung mit der Sprache, die gesprochen wird. Daher können sich multilinguale Kinder besser in andere Personen hineinversetzen und entwickeln eine automatische Empathie zum Gesprächspartner, da sie lernen, dass der Gegenüber etwas anderes meinen könnte als sie selbst verstehen. Sie nehmen die Sichtweise des anderen ein. Auch die unterschiedliche Gestik, Mimik und Melodie, die mit verschiedenen Sprachen einhergeht, sensibilisiert das Kind dahingehend. Es lernt ein breiteres Spektrum und kann daher Signale besser und einfacher deuten.

 

 

Bei einer mehrsprachigen Erziehung sind gewisse Regeln für die Vermeidung von Problemen wichtig. Ein Kleinkind kann sehr gut unterscheiden, dass es sich um zwei oder mehr unterschiedliche Sprachen handelt. Sprechen Mutter oder Vater eine andere Muttersprache als das Umfeld (Wohnort), sollte dieser Elternteil auch in der Muttersprache mit dem Kind sprechen. Es ist wichtig, dass die Eltern ohne zu stottern und in ausreichender Wortfülle mit dem Kind sprechen. Es bringt dem Kind mehr Nachteile, wenn man z. B. in gebrochenem Deutsch mit ihm oder ihr spricht. Dadurch lernt es die Fehler mit, da ein Kind durch Nachahmung lernt. Und es ist schwer diese Fehler in der Schule wieder abzutrainieren.

Außerdem sollte man bei einer Sprache bleiben und die Sprachen nicht mischen. Denn sonst können auch die Kinder die Vokabeln nicht unterscheiden und vermischen die Sprachen ebenso. Es kann allerdings vorkommen, dass ein Kind während seiner Entwicklung dennoch die Sprachen vermischt. Das kann daran liegen, dass der Wortschatz in einer Sprache bereits weiter voran geschritten ist, als in der anderen. Daher fehlen die nötigen Vokabeln, um den Satz in nur einer Sprache zu bilden. Was aber nicht bedeutet, dass das Kind nicht den Unterschied erkennt. Es nutzt lediglich sein vorhandenes Wissen, um sein Anliegen auszurücken. In den meisten Fällen passieren solche Vermischungen auch nur im Gespräch mit Menschen, die beide Sprachen verstehen und daher der Aussage folgen können. Solange die Eltern konsequent bei ihrer Muttersprache bleiben und die Fehler des Kindes korrigieren, wird dieses Problem schnell wieder verschwinden.

Phasenweise kann es passieren, dass das Kind nur eine Sprache sprechen möchte und sich weigert die andere zu sprechen. Hier sollten Eltern nicht zu streng sein. Es ist wichtig, nicht selbst in die andere Sprache zu wechseln, sondern auf der Muttersprache zu reden und antworten. Eventuell fühlt sich das Kind in der Phase mit der einen Sprache wohler, oder es ist durch die andere Sprache unangenehm aufgefallen, weswegen es die Sprache nun ablehnt. Wie dem auch sei, solange das Kind die Zweitsprache weiterhin hört, wird es auch weiter lernen und irgendwann auch wieder sprechen.

Es ist ein Irrglaube, dass Kinder, die zweisprachig aufwachsen, beide Sprache mehr schlecht als recht können. Wenn Eltern die oben genannten Sprachregeln konsequent verfolgen, wird das Kind in der Lage sein, beide Sprachen perfekt zu erlernen. Wenn ein Kind Beispielsweise nur über die Großeltern mit einer Fremdsprache in Kontakt kommt, wird das Sprachniveau entsprechend niedriger ausfallen, je nach Intensität des Kontakts. Dies beschränkt sich allerdings nicht auf Kinder, auch als Erwachsener lernt man eine Sprache besser, je mehr Kontakt man mit ihr hat.

Ein weiterer positiver Faktor zeigt sich erst im hohen Alter. Menschen, die mit mehr als einer Sprache aufgewachsen sind, oder sie im Laufe des Lebens gelernt haben, erkranken nachweislich später an Demenz. Beim Lernen von Sprachen wird Im Gehirn mehr graue Masse produziert, die im Falle einer Demenz abgebaut wird. Ist mehr Masse vorhanden, wirkt sich der Abbau auch erst später im Leben aus.

In diesem Sinne, ran an all die Lernapps zum Sprachen lernen und nutzt alugha.com um euch Videos in mehreren Sprachen anzuhören.

 

Eure Helena

 

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#multilingual

#everyoneslanguage

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