Interview mit Tom Papadhimas, Filmproduzent in München

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Tom, wie bist Du dazu gekommen Filme zu machen?

Film und Musik sind die stärksten Medien die es gibt und beide faszinieren mich seit meiner Kindheit. Es ist auch immer wieder spannend, wie aus einer Idee ein Drehbuch wird, am Set die Bilder in Teamwork entstehen und der Schnitt dann eine Geschichte formt. Diese Faszination hat mich nie los gelassen. Auch bei den schwierigsten Projekten kommt irgendwann der Moment an dem der fertige Film seinem Publikum begegnet. Das ist ein wunderbares Gefühl, dem ich seit mehr als 10 Jahren hinterherjage. Aber das Interesse am Medium bewegtes Bild begann schon viel früher. Ich habe mich bereits als Kind für Technik und Kameras interessiert und viel experimentiert. Damals waren die Möglichkeiten natürlich eingeschränkt, das es ja keine Digital-Kameras gab.

Und wie ging es dann weiter?

Zuerst war ich ein paar Jahre Redakteur bei einer bekannten PC Zeitschrift und hatte dort alle Möglichkeiten Kameras auf Herz und Nieren zu testen. Es war gerade die richtige Zeit für mich, denn digitale Kameras erlebten ihren Siegeszug. Glücklicherweise ließ man mir im Verlag viel Freiraum und so konnte ich nach Herzenslust Tests entwickeln und Geräte an ihre Grenzen treiben. Nebenbei produzierte ich die ersten Clips. Ich bin meinen damaligen Chefs immer noch dankbar.
Ich bin ein Autodidakt und habe mir mein Wissen durch experimentieren und unzählige Fortbildungen angeeignet. Gerade bei den Fortbildungen konnte ich anderen über die Schulter schauen und habe wahnsinnig viele inspirierende Menschen, Arbeitsweisen und Ideen kennengelernt. Das spornt ungemein an.

Wie kam es dann zur Professionalität und zur Selbständigkeit?

Ganz einfach – Augen zu und durch. Anfänglich habe ich mit meinem kleinen Team von freien Mitarbeitern für einen Direktversender ein Video pro Woche produziert, in dem jeweils ein Produkt vorgestellt wurde. Außerdem durfte ich für einen großen Verlag ein WebTV-Format entwickeln und umsetzen. Dabei kamen mir meine Erfahrungen als Hardware Redakteur sehr entgegen. Übrigens kann ich jedem nur raten, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Man muss zwar immer mit einem Scheitern rechnen, aber der Versuch ist es wert. Und wenn es gut geht, wird man für das bezahlt was man gerne tut – ein absolut erstrebenswerter Zustand.

Mittlerweile produzierst Du Videos für große Unternehmen. Ist da nicht eine große Hürde vorhanden, wenn man wie Du als Autodidakt – und Du machst ja kein Hehl daraus – Aufträge von börsennotierten Unternehmen möchte?

Na ja man geht da nicht einfach hin, sagt da bin ich und ich bin genau was ihr braucht. Die Auftraggeber interessiert nicht, wo man sein Handwerk gelernt hat oder welcher berühmte Dozent der geistige Ziehvater war. Sie verlangen qualitativ hochwertige Resultate, die dem Briefing entsprechen. Die meisten Kunden kamen auf Empfehlung – Marketing-Entscheider wechselten das Unternehmen und nahmen mich als Dienstleister mit. Über die Jahre entstand ein Vertrauensverhältnis und das Netzwerk wuchs und wächst.
Heute darf ich stolz behaupten – ich habe schon für sechs der 15 größten IT- und CE-Unternehmen der Welt gearbeitet. Da haben ich und meine Teams den Vorteil, dass wir – nachdem wir uns primär im Bereich Hard- und Software bewegen – wissen, was das jeweilige Produkt kann. Machen wir ein Video über eine Veranstaltung oder einen Kongress dann beschäftigen wir uns im Vorfeld sehr intensiv mit der adressierten Zielgruppe. Inzwischen kommen viele Anfragen aus anderen Branchen. Wenn du weißt wie man gute Geschichten erzählt, kann sie auch von einem Auto oder einer Pizza handeln.

Das hört sich eigentlich relativ easy an und klingt nach einem strukturierten wiederkehrenden Arbeitsablauf? 

Ich kann nicht einmal sagen: ja das wäre schön. Dann würde es nämlich zur Routine verkommen und wir würden unseren Job runterspulen und dann Videos samt Rechnung übergeben. Nein, denn jeder Auftrag ist ein neuer und ein ganz anderer, der auch immer neue Herausforderungen mit sich bringt und aber auch die Kreativität fordert und frei setzt. Man muss auch immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Stillstand ist der Tod der Kreativität. Übrigens: Ein 9-to-5-Job in einer Bank oder als Beamter wäre für mich die Hölle auf Erden.

Was sind denn so die allgemeinen Schwierigkeiten in Deinem Beruf?

Wir bewegen uns in einem Szenario, das geprägt ist von Zeit und Budget ohne jedwede Abstriche hinsichtlich Umsetzung, Kreativität und Qualität. Zeit heißt: das Video sollte eigentlich schon vor einer Woche ins Web gestellt werden. Budgettreue bedeutet, trotz massiven Zeitdruck keine Überschreitung. Das alles unter einen Hut zu bringen und dabei die Erwartungen des Auftraggebers 100%ig zu erfüllen, ist ein Balance-Akt, der einem schon mal schlaflose Nächte beschert. Ohne meine eingespielten Teams wäre das nicht möglich und ich schon lange ausgemustert. Man braucht die richtigen Leute. Heute ist es oft so, dass meine Kollegen an drei Orten auf der Welt gleichzeitig drehen, das geht nur mit Menschen, die man gut kennt, denen man vertraut und die ihren Job lieben und leben.
(Anmerkung: wenn man Toms freundliches und fröhliches Gesicht sieht, dann ahnt man, dass ihm diese Balanceakte sogar Spaß machen und zu seinem Leben gehören.)

Welche Herausforderungen siehst du für die Zukunft?

Ich glaube, dass bei der Produktion von Online Videos noch viele Änderungen kommen werden. Die Formate werden schneller, personalisierter und es gibt immer mehr Live-Sachen. Jeder ist heute Sender – Blogger machen dem TV Konkurrenz und große Marken ziehen eigene Kanäle auf. Online-Video wird weiter so explodieren wie die letzten fünf Jahre. Die Qualität wird nach wie vor eine wichtige Rolle spielen, auch die Kameraführung und die Schnitte werden mit der Zeitströmung Schritt halten müssen. Sicher werden sich die Formen der technischen Darstellung in Richtung Auflösung ändern. Aber das sind rein technische Anpassungen.
Die hauptsächlichen Veränderungen sehe ich im Bewegtbild-Marketing. Große Marken fahren weniger globale Mega-Kampagnen, sondern viele kleinere, angepasst auf mehrere Zielgruppen. Kurz genug für Social-Media und aufregend genug, um online hervorzustechen. Das ist wie ein riesiges Festival auf dem tausende Bands gleichzeitig spielen. Das wird den Marketeers einiges abverlangen und uns Dienstleistern eine Menge Ideen. Gut so!

Es wird viel über multilinguale Videos gesprochen. Was kannst Du uns dazu sagen?

Ganz klar geht der Trend eindeutig in diese Richtung und wird auch von der Industrie so gesehen. Auch aus den Gründen Zeit und Geld, die ich schon vorher nannte. Jeder sieht fasziniert auf sein Ranking bei Suchmaschinen. Das kann ohne Trickserei am besten optimiert werden, wenn man die Reichweite von Videos drastisch erhöht und das geschieht am besten durch mehrsprachige Videos. Anstatt 10 mal dasselbe Video in verschiedenen Sprachen einzeln hochzuladen (Zeitfaktor!), gibt es nur noch eines mit mehreren Sprachspuren. Man kann die einzelnen Sprachen dann als Voice Over oder sogar Lippensynchron einstellen. Unternehmen aller Größe profitieren davon, weil sie Geld, Zeit sowie andere Ressourcen wie etwa Speicherplatz sparen können. Außerdem kann das eine Person steuern und nicht eine in jedem Land. Ich habe einige Auftraggeber, die nach der Produktion eine Lokalisierung für alle EU-Länder buchen. Die Unternehmen sind heute so vernetzt, dass man nicht mehr in jedem Land eine Produktion fährt.
Unsere Aufgabe als Videofilm-Experten ist es Unternehmen auch dahingehend zu beraten, denn es kann Einfluss auf den Dreh haben. Das fängt alleine damit an, Screens in verschiedenen Sprachen mit zu drehen. Natürlich habe ich nach eurer Interviewanfrage eure Webseite studiert und muss ehrlich sagen, dass mein erster Gedanke war „Schon wieder eine Videoplattform“. Aaaaaber: Verschiedene Sprachen über Soundspuren – das kann noch nicht einmal YouTube, dort muss man Untertiteldateien hochladen oder manuell eintippen. Beides ist umständlich, nervig und Untertitel lenken den Blick des Zuschauers vom Hauptgeschehen ab, weil er die ganze Zeit mitlesen muss. Das ist für mich als Filmemacher ein NoGo. Fazit: Ich habe jetzt einen Testaccount und werde das Portal ausgiebig testen und vielleicht schon bald einem Kunden vorschlagen.

Das freut uns. Wir haben mit unserer Plattform alugha eine Lösung entwickelt, um genau diese Herausforderung anzunehmen und sind damit weltweit führend. Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
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