Welche Sprache haben deine Vorfahren gesprochen und bist du dir dessen sicher?

Weiß ich wirklich, woher ich komme und kann ich mir sicher sein, dass ich Deutscher bin? Wir Menschen waren schon immer Jäger und Sammler und sind immer gewandert. Vielleicht haben meine Vorfahren ganz andere Sprachen gesprochen. Mit Ahnenforschung kann ich das herausfinden.

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Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Thema Sprachen - einer der Gründe, warum ich die Idee mit mehrsprachigen Videos hatte. Meine Eltern sprachen Deutsch, wenngleich die Großeltern meiner Mutter aus Russland kamen. Deutsch ist meine "Muttersprache" und lange Zeit war ich davon überzeugt, dass es in meinem kleinen Universum auch gar keine andere Sprache braucht. Als Kind war ich verwundert, wenn Menschen eine andere Sprache nutzten als ich. Englisch, Russisch und Französisch waren in Deutschland schon sehr vertreten, da unser Land nach dem zweiten Weltkrieg durch eben diese Nationen besetzt war. Durchgesetzt haben sie sich allerdings nicht. Aber auch heute noch wählt man in der Schule im Norden Deutschlands eher Englisch als Zweitsprache und z.B. in Rheinland-Pfalz eher Französisch. Wir haben hier ein Portemonnaie, laufen auf dem Trottoir und besuchen die Freunde vis-a-vis. Wir fahren aus dem Kaff raus, um mal richtig Kies los zu werden, um dann großkotzig die kleine Ische anzubaggern. Dabei interessiert es uns überhaupt nicht, was unsere Sippe darüber denkt und wollen keinen Zoff riskieren. Klingt das alles "Spanisch" für dich? Ist es aber nicht. Es sind alles Ausdrücke, die wir aus dem Jiddischen in unsere Sprache übernommen haben.

Aber warum ist das so? Kommt da jemand einfach um die Ecke und wirft neue Worte in die Sprachensuppe und schon sprechen wir alle so? Nicht ganz. Wir wachsen mit den Worten unserer Eltern und Großeltern auf und diese Wörter etablieren sich mit der Zeit in der Umgangssprache. Und da wir Menschen Gewohnheitstiere sind, benutzen wir auch immer wieder dieselben Worte. Irgendwann ist ein Wort so populär, dass der Duden auch damit einverstanden ist und es in unseren "offiziellen" Sprachschatz aufnimmt.

Genau hier kommen nun unsere Ahnen ins Spiel. Ich bin im Norden des Landes der Deutschen - also in Deutschland - geboren. Ich bin mit Deutsch aufgewachsen. Mein Vater kommt aus dem Südwesten, aus der wunderschönen Pfalz - dem Bundesland, dem man die besten Weine nachsagt - und meine Mutter kommt aus Niedersachsen, aus einem kleinen Dorf, in dem Plattdeutsch gesprochen wird. Ein Deutsch, das selbst Hochdeutsch sprechende Menschen wenig bis gar nicht verstehen und sich viele Wörter kaum erahnen lassen.

Ich höre immer voller Überzeugung in den Medien und auch in meinem Bekanntenkreis Aussagen wie: ich bin Deutscher, ich bin Amerikaner, ich bin Engländer, Chinese, und so weiter. Aber auch: ich mag keine Russen, keine Deutschen, keine Amis, keine Chinesen, Engländer... Oft geht das noch so weiter, bis von Hass die Rede ist. Gerade heute, in Zeiten von großen Flüchtlingsströmen, wird der Hass geradezu geschürt und genährt. Donald Trump möchte die Mexikaner an der Grenze erschießen lassen, wenn es sein muss, und kurz nach seiner Machtübernahme wollte er durchsetzen, dass Menschen mit islamischem Glauben nicht mehr ins Land einreisen dürften.

Dabei können wir uns doch überhaupt nicht sicher sein, dass wir "reinen" Blutes sind. Völkerwanderungen gibt es, seit Menschen existieren. Da kann es doch eigentlich gar nicht möglich sein, dass man nur eine Nationalität in seinen Genen trägt. Mal ganz davon abgesehen, dass "Nationalität" vom Menschen erschaffen wurde und nichts mit Biologie zu tun hat.

Bis 1999 war ein DNA-Test noch so kosten- und zeitintensiv, dass er für Privatpersonen überhaupt nicht denkbar war. Im Jahr 2000 hat FamilyTreeDNA damit begonnen, einen DNA Test für "Normalies" bezahlbar zu machen. Seitdem hat sich in der Bearbeitungszeit, ebenso wie den Ergebnissen und der "Trefferquote", so einiges getan. Vorteilhaft ist hierbei natürlich auch die Tatsache, dass sich immer mehr Menschen für dieses Thema interessieren. So wundert es nicht, dass je mehr Daten vorhanden sind die Aussagen immer genauer werden. In meinem "Selbstversuch" habe ich mich für den Genealogie-Test (hierzu weitere Informationen auf Wikipedia) der Firma AncestryDNA entschieden. Der Preis schwankt zwischen €59 (Black Friday Sale), €75 (häufiges Angebot) und regulär €99, zzgl. den Versandkosten. In meinem Angebot ist eine sechsmonatige Mitgliedschaft im Preis enthalten. Damit kann ich einen Stammbaum anlegen, bearbeiten und andere (unbekannte) Familienmitglieder finden. Diese kostet regulär normalerweise €59. Ancestry wirbt damit, dass mittlerweile über 10 Millionen Kunden deren Dienst in Anspruch nehmen und somit eine sehr große Datenbank zur Verfügung steht. Der Test soll zeigen, wie die Vorfahren "gewandert" sind und wann sie wie lange wo waren.

Um zunächst einmal das Gemüt anzuregen, gibt es ein sehr schönes Video zu dem Thema. Momondo hat in Kooperation mit AncestryDNA ein sehr bewegendes Video zu diesem Thema veröffentlicht. Die Geschichte dazu, sowie alle relevanten Hintergrundinformationen sind hier zu finden. Ich fand das Thema aber so relevant und spannend, dass wir uns die Mühe gemacht haben, es in weitere Sprachen zu übersetzen und zu dubben. Alle Rechte an dem Video gehören Momondo.

Ich war selbst sehr gespannt, als ich mich auf die Suche nach meinen Vorfahren machte und konnte es eigentlich kaum mehr abwarten, bis endlich das Paket eingetroffen war. Die Anwendung des Tests ist schnell und einfach durchgeführt: Röhrchen öffnen, bis zur Linie reinspucken und mit der beiliegenden Flüssigkeit auffüllen, gut schütteln, zuschrauben und ab in das kleine mitgelieferte Paket. Versandkosten übernimmt Ancestry direkt. Dann auf die Webseite und das Kit registrieren - die Nummer hierfür ist auf das Kit aufgeklebt und eindeutig zugewiesen. Ich hatte mir eine ungünstige Zeit ausgesucht und mir war nicht bewusst, dass das Paket zwar nach Irland verschickt wurde, aber von da aus in die USA weiter versendet werden musste. Zu Weihnachten ist die Post weltweit recht ausgelastet und so wurden meine 4 Wochen Wartezeit, bis sich was auf der Webseite tun sollte, sehr strapaziert. Nach 4 Wochen war dann in der Tat auch noch immer nichts zu sehen - das Paket ging noch nicht ein. Ich schrieb den Support, mit der Bitte um eine Info, an. Dort erfuhr ich dann auch erst, dass das Paket in der Tat in die USA musste und dies einiges an Zeit in Anspruch nehmen würde. Man bat mich um weitere 2 Wochen Geduld. Aber auch dann war keine Änderung in meinem Profil in Sicht, weswegen ich den Support erneut kontaktierte, welcher daraufhin recht schnell reagierte. Man teilte mir mit, dass durch die Weihnachtszeit ein erhöhtes Auftragsaufkommen vorliegen würde und bat mich, um weitere 7 Tage Geduld, bevor man das Kit storniere und mir ein kostenloses Ersatzkit schicken würde. Hier gilt es, zu berücksichtigen, dass in diesem Fall das ursprüngliche Kit, welches eventuell doch noch ankommen könnte, aus datenschutzrechtlichen Gründen im System gelöscht wird und - selbst wenn es noch eintreffen sollte - nicht mehr berücksichtigt werden könnte.

Ich übte mich dann noch weiter in Geduld und gerade an dem Tag, an dem ich das Kit stornieren wollte, kam die Nachricht, es sei nun endlich eingegangen. Die geschätzte Zeit bis zum Ergebnis wurden dann mit 6-8 Wochen angegeben, was mich dann schon ein wenig enttäuschte, da ich ja bereits am 21. Februar über Wochen gewartet hatte. Doch tatsächlich ging es um einiges zügiger und einen Tag später war meine DNA bereits extrahiert und bereit für die Analyse, welche dann bereits am 1. März abgeschlossen war. Verheißungsvoll las ich dann in der Mail, dass ich am 4. März mit meinem Ergebnis rechnen könne und so hat der Montag - ein kalter regnerischer Tag im Hotel in Berlin - mit Aufregung begonnen. Ich wachte früh auf und in der Tat, die Mail war da! Ich konnte meine Ergebnisse einsehen. Ich war gespannt, aber auch gelassen, denn egal, was da so rauskommen sollte, es ist meine Vergangenheit, meine DNA... ich kann daran nichts ändern und es ist alles gut, wie es kommen wird.

Da waren sie nun, meine Vorfahren, meine Geschichte, meine Gene. Wer bin ich? Woher komme ich? Welche Reise haben meine Vorfahren wann und warum auf sich genommen und welche Sprachen würden sie gesprochen haben?

 

 

Ich war ehrlicherweise davon ausgegangen, dass bei mir viel mehr Russisch bzw. Polnisch in den Genen sei. Meine Mutter erzählte mir immer davon, dass ihre Urgroßeltern aus Russland waren, sogenannte "Wolgadeutsche", die der Zar damals ins Land holte und deren Nachfahren auch russischer Abstammung waren. Natürlich liegt hier auch ein kleiner Denkfehler vor: die Gene haben sich nicht mit anderen vermischt und die Familie ist nicht mit neuem russischem Zweig in Russland verblieben. Aber auch unser Name - ich musste immer wieder hören, dass wir absolut Polnisch seien, da der Name von "Korzynak" oder so abstammen würde. Doch davon ist kaum mehr die Rede in meiner DNA. Polnisch, Russisch... bei 4% Anteil sind die eher raus. Und was mich noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass ich wirklich einen sehr großen Anteil Deutsch in mir trage. 78% ist schon ein Wort! 1% Europäisch-jüdisch? Wow, das hätte ich nie gedacht. Da kam auch gleich die Frage in mir auf, was wäre, wenn ich in der Zeit des NS-Regimes geboren wäre? Würde ich als "unrein" gelten und wegen meiner Vorfahren schon vorverurteilt worden? Würden meine Gene unweigerlich dafür sorgen, dass ich fliehen müsste, ohne je etwas negatives getan oder gesagt zu haben?

Meine Vorfahren sind überwiegend im Südwesten und in Norddeutschland geboren. Das ist interessant: mein Vater Pfälzer, meine Mutter Norddeutsche... und die Wanderung früher war entweder sehr groß oder fand kaum statt. Die große Wanderung über den Teich - die gab es bei uns - wodurch ich über 450 Verwandte in North/South Dakota habe? Echt jetzt? Wow! Irgendwann im 17. Jahrhundert hat sich eine Gruppe meiner Vorfahren dazu entschieden, das große Glück in den (heute) USA zu suchen und sich dort ausgebreitet. Was lieben uns die Engländer und wie sehr lieben wir sie? Doch auch hier möchte man den Spruch "Wer keine Ahnung hat - einfach mal Klappe halten" anwenden. Ich habe in der Tat 17% meiner DNA aus England/Wales und Nordwesteuropa (Irland...). Spannend!

Fasse ich das in Sprachen zusammen, sprechen meine Gene Jiddisch (Hebräisch), Englisch, Irisch, Russisch, Niederländisch, Flämisch und Letzeburgerisch. Dazu kommen noch die ganzen Dialekte die sich bei meinen Vorfahren eingeschlichen haben. Soweit so gut, aber ich kann sogar noch mehr damit herausfinden und anstellen. Generell ist es für mich kostenlos, wenn ich eigenhändig einen Stammbaum anlegen möchte und ich bekomme auch viele Matches von Menschen angezeigt, die in 2., 3. oder 4. (usw) Linie mit mir verwandt sein dürften. Nachdem ich ja nun weiß, wo meine Wurzeln herkommen und ich über die Vergangenheit etwas mehr erfahren habe, würde ich gerne etwas mehr über die Gegenwart wissen. Wer sind die Menschen, die über den DNA-Match aus meiner Blutlinie stammen? Wo wohnen sie, welche Sprachen sprechen sie? Oben habe ich bereits erwähnt, dass sich ein spezielles Angebot von AncestryDNA wahrgenommen und 59 Euro bezahlt habe. Mit diesem Angebot kam auch ein Gutschein über 58 Euro für eine sechsmonatige Online-Ahnenforschung einher und so kann ich für nur 1 Euro mehr sowohl etwas über das Gestern, als auch das Jetzt und Hier erfahren. Das Ganze nennt sich dann "International Deluxe Mitgliedschaft".

 

 

Um einen ausführlichen Stammbaum zu erstellen, werden zwar einige Werkzeuge mitgeliefert, aber es bleibt noch immer sehr viel Arbeit übrig. Hier muss ich auch sagen, dass mich das Interface eigentlich wirklich frustriert hat. Ich fand es sehr umständlich, zwischen den Familienzweigen in meinem Stammbaum zu wechseln und nie einen echten "Stammbaum" zu sehen, sondern immer nur von Person X in die Vergangenheit. Meine Frau und deren Eltern waren dann auf einmal in einem weiteren Stammbaum, der keinerlei Einsicht mehr in meinen eigenen gab. Hier gibt es sicherlich bessere Lösungen. Aber: Da ich mich ja eher auf meine Wurzeln gefreut habe, war das jetzt nicht so schlimm für mich.

Was bringt mir denn das Ganze nun und wie weit kann ich denn davon ausgehen, dass das alles so stimmt? Es gibt hier sehr kontroverse Aussagen. Während es Stimmen gibt, die sagen, dass die Tests eher von sehr minderem Informationsgehalt sind und auch wenig bis nichts aussagen - ja sogar gefährlich sind, wegen der erhaltenen Daten (was ja eigentlich ein Widerspruch in sich selbst ist) - gehen andere davon aus, dass die Tests sehr wohl eine hohe Relevanz und Treffergenauigkeit haben. Durch das Durchforsten der Stammbäume meiner möglichen Verwandten war ich in der Tat erstaunt, denn es gab Menschen, die ich selbst kannte und mein Vater, sowie andere ältere Familienmitglieder aus meiner Verwandtschaft bestätigten mir den ein oder anderen Namen und waren sogar überrascht, woher ich denjenigen kannte. Machen wir uns aber nichts vor, das Ergebnis steht und fällt mit der Masse der Nutzer, deren aufrichtigen Angaben und ihrer intrinsischen Motivation, einen Stammbaum anzulegen und weitere Menschen hinzuzufügen. Dadurch wird die Datenbank mit immer weiteren Informationen gefüttert und kann stetig neue Verknüpfungen in Form möglicher "Familien"-Mitglieder erstellen. Hierdurch lässt sich auch über die Jahre eine Art "Wanderung" der DNA nachvollziehen und damit auch der Grad der Abstammung immer weiter verfeinern.

Wir hatten vor längerer Zeit mal ein Video über Pennsylvania und das berühmte Pennsylvania Dutch gemacht. Es klingt sehr pfälzisch und in der Tat sagt meine DNA aus, dass einige meiner Familie um 1750 herum über den großen Teich schipperten, um sich dort niederzulassen und noch heute sprechen dort an die 300.000 Menschen unsere Sprache. Ich selbst habe dort nach den Analysen an die 400 Verwandte 2.-12. Grades. Die ein oder andere Großcousine könnte dort also wissen, wer unsere gemeinsamen Vorfahren waren.

Ich halte das Ganze keineswegs für eine Spielerei, aber ich habe das Ergebnis jetzt auch nicht frenetisch mit teurem Schampus gefeiert. Das Ergebnis klingt für mich durchaus real und plausibel und ich werde auch versuchen, mit einigen Kontakt aufzunehmen, um Weiteres zu erfahren. Aber es hat mein Leben weder positiv noch negativ verändert und war mir die €59 allemal wert. Mit DNA-Analysen kann man noch viel mehr machen und wir stehen da noch am Anfang. AncestryDNA ist ein guter Schritt, um eine bezahlbare und brauchbare Erstanalyse durchzuführen. Für mich steht nun die Frage im Raum, ob man dort noch mehr mit meiner DNA machen kann und würde und inwieweit ich nun selbst noch Einfluss darauf haben kann.

Was bleibt am Ende übrig? Unsere Gene und unsere Vorfahren sprechen nicht immer dieselbe Sprache und trotzdem sind wir eng miteinander verbunden.

 

Bernd Korz

 

#alugha

#dubbr

#everyoneslanguage

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