Ein Leben in außergewöhnlicher Geschwindigkeit: Mein "Segen" namens Tourette

Wie ich lernte, das Tourette-Syndrom als meine Superkraft zu erkennen

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Vom Stigma zur Stärke: Meine Reise mit Tourette

Mein Leben mit Tourette-Syndrom (TS) gleicht einer Reise auf unentdeckten Pfaden, die nur ich zu sehen scheine. Diese Reise begann verwirrend und einschüchternd, offenbarte jedoch auch unerwartete Schönheiten und Erfolge. In diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen teilen, angefangen bei den ersten Anzeichen meines TS, über die Herausforderungen in Schule und Berufsleben, bis hin zu der Erkenntnis, dass meine "nervösen Zuckungen" einen integralen Bestandteil meiner Persönlichkeit und meines Erfolgs darstellen.

Auf ungewissen Wegen: Ein Kind gegen den Strom

Schon früh fühlte ich mich anders. Die Tics, so vielfältig sie waren, brachten täglich neue Herausforderungen mit sich. Besonders hart war die Reaktion meines Umfelds, vor allem meines Vaters, der hoffte, die Tics würden verschwinden, wenn er nur laut genug schrie. In der Schule war ich Zielscheibe für Spott und war oft isoliert. Diese Herausforderungen prägten mich, offenbarten aber auch, dass ich mehr war als meine Tics.

Die Unberechenbarkeit der Tics

Ein weiterer Aspekt meines Lebens mit Tourette-Syndrom, der oft schwer zu kommunizieren ist, ist die unberechenbare Natur meiner Tics. Wie das Wettermuster eines unbekannten Planeten wechseln sie in ihrer Kombination und Intensität. Es gibt Tage, die so 'normal' verlaufen, dass sie fast schon langweilig erscheinen, während an anderen Tagen meine Tics so intensiv sind, dass ich mich dazu entscheide, nicht Auto zu fahren oder mein Zuhause überhaupt nicht zu verlassen. Einige Tics bergen ernsthafte Gefahren und haben mich zu Handlungen verleitet, die mich schwer verletzen können. Doch mit der Zeit lernte ich, sie zu kontrollieren und 'loszulassen', allerdings nur in sicheren Situationen. Das Spucken, eines meiner beständigen Tics, habe ich über die Jahre hinweg so konditioniert, dass es sich fast ausschließlich beim Spaziergang im Freien mit meinen Hunden äußert.

Chancen aus Herausforderungen: Die Wende

Mit 27 erkannte ich, dass mein Tourette-Syndrom kein Hindernis, sondern eine einzigartige Fähigkeit darstellte. Nach einem langen Selbstfindungsprozess, von der späten Diagnose über die Gründung mehrerer erfolgreicher Unternehmen, begann ich mein TS als persönlichen "Booster" zu betrachten, der mich auf außergewöhnliche Weise zum Erfolg führte. Erfüllte Träume: Der Unternehmer und Künstler Von der Gründung meiner Unternehmen bis zur Verwirklichung meiner künstlerischen Träume - mein Weg zeugt davon, dass Erfolg und Tourette-Syndrom keinen Widerspruch darstellen. "Bernd Bridges - A Triumph Over The Past", eine TV-Dramedy-Serie, die mein Leben reflektiert, sowie die Musik dazu, stehen als Beweise für meinen unbeugsamen Willen, groß zu träumen.

"Coprophenomenon": Eine Hymne des Herzens

Der neueste Meilenstein in meiner Reise mit Tourette ist unsere Musikschöpfung "Coprophenomenon". Dieses Lied, das direkt aus dem Herzen meiner Erfahrungen mit dem Tourette-Syndrom stammt, ist mehr als nur eine Melodie - es ist eine Hymne, die unseren kollektiven Triumph und die Überwindung der Herausforderungen feiert. Ursprünglich aus meinen eigenen Tics heraus inspiriert, wurde der Song durch den kreativen Prozess zu etwas Größerem. Adam Kesselhaut spielte dabei eine Schlüsselrolle. Mit seinem außergewöhnlichen Talent und seiner Erfahrung im Songwriting half er, meine Gefühle und Gedanken in eine Melodie zu verwandeln, die unsere Erfahrungen mit TS einfängt.

Die Lehren der Melodie und die Reise vor uns

Diese musikalische Erfolgsgeschichte ist mehr als ein Lied; sie ist ein Zeugnis für Beharrlichkeit, Kreativität und die Fähigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen. Sie verkörpert eine Feier der Individualität und der Kraft des gemeinsamen Erlebens. Mit "Coprophenomenon" möchte ich jedem, der mit TS oder einer anderen Herausforderung lebt, zeigen, dass aus Schwierigkeiten Schönheit und Stärke erwachsen können. Durch das Öffnen meines Herzens und das Teilen meiner Geschichte hoffe ich, ein Licht auf die vielfältigen Erfahrungen von Menschen mit Tourette zu werfen, Vorurteile abzubauen und eine Botschaft der Hoffnung zu senden. Mein Leben mit TS ist eine Geschichte voller Herausforderungen, aber vor allem ist es eine des Triumphs - ein Triumph, der in der Melodie von "Coprophenomenon" widerhallt.

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